In Hermannstadt/Sibiu ist im Lauf der Jahre ein Drei-Generationen-Projekt für Menschen in Not entstanden. Der Verein „Dr. Carl Wolff“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien betreibt auf  demselben Gelände am linken Ufer des Zibins das Alten- und Pflegeheim mit 106 Betten, das Erwachsenenhospiz mit 14 und seit 2016 auch ein Kinderhospiz mit 10 Betten.

Trotz unterschiedlicher Aufgabenbereiche ergänzen die drei Projekte einander. Medizinische Versorgung, Küche, Wäscherei, Hausmeisterdienste und die Verwaltung können gemeinsam genutzt werden. Das fördert die Gemeinschaft und hilft, Kosten zu senken. Im Laufe der Jahre war jedes der drei Projekte auf seine Weise richtungsweisend für den Sozialsektor im ganzen Land. Die Einrichtungen sind inzwischen anerkannt und werden auch vom rumänischen Staat im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten gefördert.

Für das Alten- und Pflegeheim „Dr. Carl Wolff“ übernimmt Deutschland seit der Gründung im Jahr 1994 über das Bundesministerium des Innern einen Großteil der Kosten. Ältere Menschen, oft aus stark geschrumpften dörflichen Gemeinden, verbringen hier einen behüteten Lebensabend.

Seit 2006, als auf dem weitläufigen Gelände neu gebaut werden konnte, gibt es auch das Erwachsenenhospiz. Aus verschiedenen Krankenhäusern des Landes werden schwerste Fälle hier übernommen. Angehörige haben jederzeit Zutritt zu ihren Kranken, wenn sie dies wünschen. Die palliative Betreuung und Behandlung ist um ein Vielfaches besser als in den staatlichen Einrichtungen, aus denen die meisten Patienten zu uns kommen.

Einzigartig in der Palliativversorgung Rumäniens ist zurzeit das Kinderhospiz. Es ist das erste stationäre Einrichtung im Land, welche die Pflege schwerstkranker Kinder durchgehend anbietet.

Kinderhospiz

Seit August 2016 können hier zehn Kinder und ihre Familien für die Dauer von 21 Tagen bis hin zu drei Monaten betreut werden. Schmerztherapie, Wundversorgung, Atemtherapie (Lungenventilator oder kontinuierliche Sauerstoffzufuhr) helfen den Kindern, ihren belasteten Alltag zu meistern. Psychologische Begleitung von Eltern und Kindern gibt Raum für Freude und Trauer. Es ist eine schwer zu fassende Tatsache in diesem Land, dass viele Kinder mit lebensbedrohenden Krankheiten von ihren Angehörigen im Krankenhaus zurückgelassen werden. Schmerzen und Einsamkeit rauben ihnen die Kraft zu kämpfen. Für sie ist das Kinderhospiz ein letztes Zuhause. Weil es keine weiteren Einrichtungen dieser Art gibt, kommen die Kinder aus dem ganzen Land.

Das Haus ist bunt. Es gibt ruhige Tage, wo die Sauerstoff- und die Absauggeräte oder die Schmerzmittel kaum gebraucht werden, wo man im Hof spazieren geht und Altenheimbewohner gerne die Rolle der Großeltern übernehmen. Neben dem Rollstuhl oder dem Kinderwagen gehen sie ein Stück mit. Dann aber kommen die vielen Momente, wo man bangt, wer den nächsten Tag noch erleben wird und wieviel Leiden er für diese kleinen Patienten bereithält. Die Kinder, die hier betreut werden, sind allesamt kleine Lebenskünstler. Sie meistern einen Krampfanfall nach dem anderen, sie ringen um jeden Atemzug … Und dann, in den guten Minuten, ist die ganze Energie auf ein Spielzeug konzentriert, auf den Spaziergang durch den Hof. Dann meint man, dass sich auch der Tod für eine Weile zurückzieht. Das ist der Alltag. Wir versuchen im Kinderhospiz, den Anteil der schönen Momente zu mehren.

Die Finanzierung der Hospizarbeit geschieht zurzeit zu etwa 35% über die staatliche Krankenkasse und zu 65 % über Spenden: für Sondernahrung, für Medikamente und auch für die laufenden Kosten.

Weil das stationäre Kinderhospiz in Hermannstadt ein Pilotprojekt in Rumänien ist, steigen die Behörden nur zögerlich in die Finanzierung ein. Liegt es daran, dass man sich ungern mit Kindern abgibt, deren Alltag fast nur aus Leiden besteht?

Wir hoffen auf wachsendes Verständnis der Öffentlichkeit und auf schrittweise Verbesserung der Lage, was die Mitfinanzierung durch staatliche Behörden angeht. Bis dahin aber sind wir auf Hilfe angewiesen und danken allen, die uns unterstützen.